Wir brauchen einen Richter und einen Retter. Richten und Retten gehören zusammen und entspringen ein und derselben Liebe. Wir brauchen jemanden, der unser Leben ernsthaft nach der Liebe prüft und uns darin rettend (barmherzig) begegnet. Weil Jesus beides (Retter und Richter) in einer Person vereint, haben wir einen barmherzigen Richter. Er richtet gerade und er richtet auf.
Als Richter ist Jesus Retter und Erlöser. Romano Guardini schreibt: „Das Gericht ist deshalb nicht die Rache des beleidigten Gottessohnes und auch nicht sein persönlicher Triumph über seine Feinde. Im Gericht vollendet sich die Erlösung. Die Lehre vom Gericht ist also im Letzten eine Offenbarung Christi.“ Anders gesagt, im Gericht begegnen wir Jesus Christus. Das ist trotz allen Ernstes eine frohe Botschaft! Der Mensch wird im Gericht nicht einfach ‚irgendjemandem überlassen‘, der etwas heimzahlen möchte. Nein, das Gericht ist dem anvertraut, der die Schuld jedes Menschen auf sich genommen hat und zu uns spricht: „Liebet eure Feinde. Tut Gutes denen, die euch hassen.“
Mittwoch, 24. April 2019: Der ZDF-Korrespondent Normen Odenthal berichtet in den „heute-Nachrichten“ über die schrecklichen Attentate zu Ostern in Sri Lanka und wie ein Vater einer fünfköpfigen Familie dabei umkam. Der junge katholische Priester Manoj Fernando, der den ermordeten Vater beerdigt hatte, sagt in die ZDF-Kamera: „Es gibt viele, die Rache wollen. Aber das wollen wir nicht. Wir vergeben jedem. Und wenn da draussen jemand zuhört und mit den Tätern unter einer Decke steckt, trotz allem: Wir lieben euch!“