Wenn alles offen liegt …

Der Schriftsteller Heinrich Zschokke (gest. 1848) hatte eine eigentümliche Gabe. Dann und wann, wenn er einem fremden Menschen ins Angesicht sah, enthüllte sich ihm wie durch ein zweites Gesicht die Vergangenheit dieses Menschen. Eines Tages kehrte dieser Mann im Gasthof zum Rebstock in Waldshut ein, wo zwei Fremde sich eben über Eigentümlichkeiten der Schweizer lustig machten. Ein junger Mann, der ihm gegenüber sass, trieb den ausgelassensten Witz. Da erwachte in Zschokke die Gabe des inneren Gesichts, also dass das Leben dieses jungen Mannes an ihm vorüberging. Nun wandte sich Zschokke an ihn mit der Frage, ob er ihm ehrlich antworten werde, wenn er ihm das Geheimste aus seinem Leben mitteilen würde, obwohl er ihn noch niemals gesehen habe. Jener versprach es. Und nun erzählte Zschokke, was er innerlich gesehen hatte und die ganze Tischgesellschaft erfuhr die Geschichte des jungen Kaufmanns, seiner Lehrjahre, seiner kleinen Verirrungen und eine von ihm begangene Verfehlung an der Kasse seines Meisters.

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