Kontemplation

Das lateinische Wort ‚contemplare‘ bedeutet betrachten, schauen, wahrnehmen. Kontemplation als Lebensstil. Ich betrachte am Morgen in der Stille mein Dasein vor Gott. Ich komme so, wie ich bin, mit allem, was ich bin und habe. Alles hat Platz, die Gedanken und Gefühle in all ihren Schattierungen. Ich darf sie betrachten, schauen, wahrnehmen und an diesem geborgenen Ort wieder loslassen, seinlassen, meine Aufmerksamkeit auf den richten, der mich hält, mich mit allem trägt, auf den, der Wandlung schenkt, mitten in das bedürftige Leben hinein. Das Betrachten, Schauen und Wahrnehmen durch den Tag hindurch, was mir begegnet – in Menschen, Situationen, Gedanken, Gefühlen – lässt mich selbst bewusst sein und werden. Zum Abrunden lasse ich am Abend die Ereignisse des Tages langsam an mir vorüberziehen wie ein Film und sehe darin dankbar die Geschenke, die der Tag mir bereitet hat. Auch das Unangenehme, das Ungewollte darf sich zeigen, um gesehen, angenommen und losgelassen zu werden – in die guten Hände Gottes, dorthin, wo Wandlung geschieht, auch ohne unser Zutun.    

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert