Das Gotteskonzept der Christenheit bedeutet einen radikalen Bruch mit den meisten antiken Religionen. Anstelle eines Gottes, der Menschen, Tiere oder Feldfrüchte ‘isst’, die auf dem Altar geopfert werden, stellte das Christentum die kühne Behauptung auf, dass wir mit Gottes eigenem Leib gespeist werden. Das hat alles auf den Kopf gestellt und die scheinbare Logik eines Denkens in Kategorien von Leistung und Gegenleistung ausgehebelt. Solange wir im Blick auf Gottes angeblich beleidigtes Gerechtigkeitsempfinden eine Art Vergeltungslogik ins Spiel bringen (Strafforderung für Fehlverhalten), tauschen wir unsere unverwechselbare christliche Botschaft für jenen kalten und herzlosen Justizvollzug ein, der im Laufe der Geschichte in den meisten Gesellschaften gang und gäbe war. Es ist an der Zeit, dass die Christenheit das tiefere biblische Thema einer stärkenden oder restaurativen Gerechtigkeit neu entdeckt, die auf Heilung und Versöhnung zielt und nicht auf Strafe.
Aus dem Buch von Richard Rohr, Alles trägt den einen Namen