Berge versetzen

Eine Person erzählt mir, wie sie körperlich und seelisch leidet an ihrem Perfektionismus und ihrem Wunsch, allen zu gefallen. Es kommt ihr vor wie ein Kampf gegen einen Berg, den man nie gewinnen kann. Auf einmal sieht sie vor ihrem inneren Auge einen solchen Berg mit einer neuen Erkenntnis – ‘er sei von Gott gegeben, nicht zum Kampf, sondern zur Annahme’. Sie erkannte sich selbst in diesem Berg und alle Situationen im Leben, gegen die sie bisher angekämpft habe, im Berufs- und Privatleben. Der Berg ist jetzt für sie nicht mehr der hohe Berg, wo man nicht darüber sieht. Sie sieht den Berg von oben und erkennt in ihm ein Geschenk. Ein Berg zum Leben, zum Wandern, zum Ausprobieren, zum Drüber schauen, aber nicht um dagegen anzukämpfen. Sie hat ein Ja gefunden zu ihrem Berg, zu sich selbst, den anderen Menschen und Situationen um sich herum.

Das erinnert mich an die Geschichte, in der Jesus seine Freunde ermutigt, ihren Glauben auf die Grösse eines Senfkornes zu ‘reduzieren’ und dann werden sich die Berge anfangen zu bewegen. In der Annahme des eigenen Berges entsteht ein Spielraum, ein Lebensraum, der nicht statisch und in Stein gemeisselt ist. Durch die Bejahung des eigenen und fremden Lebens versetzen sich Berge. Es bleiben Berge, aber sie stehen mir nicht im Wege, sondern sie gehen mit mir neue Wege. Für einen Glauben wie ein Senfkorn braucht es keinen Perfektionismus. Glaube bedeutet Vertrauen, ist ein Beziehungs- und nicht ein Leistungsgeschehen. Wenn ich in Beziehung bin und im Vertrauen in der Grösse eines Senfkorns, dann kommt Bewegung hinein und es versetzen sich Berge.

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