Sehnsucht nach Gott

Der Psalm 63 ist ein tiefer Ausdruck der Sehnsucht nach Gott. Der Psalmist drückt seine Sehnsucht mit aller Vehemenz aus. Dabei geschieht im Verlauf des Gebetes ein Wandel in seiner Seele: „Ja, du wurdest meine Hilfe, jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel. Meine Seele hängt an dir, deine rechte Hand hält mich fest. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen

Gott bewirkt in uns die Sehnsucht, weil unser Herz durch ihn und für ihn geschaffen wurde. Gott bewirkt ebenso die Wandlung, welche die Sehnsucht stillen lässt.

Johann Auer (Theologe im 20. Jh.) schreibt in seinem Buch „Siehe, ich mache alles neu“ von ‚Fegfeuervorstellungen‘ (wenn das Feuer der Liebe Gottes einen Menschen erfasst und das wegfegt, was dem Menschen zum Menschsein im Wege steht): Die Erkenntnis des eigenen Wesens, die Glut der göttlichen Liebe sowie das Verlangen nach Gott dringen immer tiefer in den Menschen hinein. Eine Schicht seines Wesens um die andere wird von ihr erfasst, bis das ganze menschliche Ich vor Sehnsucht nach Gott glühend geworden ist und alle Selbstsucht aufgezehrt ist. Es ist dies ein Umschöpfungs- und Umwandlungsvorgang schmerzlichster Art. Je höher die Liebe steigt, umso grösser wird der Schmerz. Je näher der Mensch Gott kommt, umso inbrünstiger wird seine Sehnsucht nach ihm, umso brennender wird die Scham über das, was dieser Liebe nicht entspricht. Die Läuterung (Wandlung) ist so ein aufs höchste gesteigertes geistiges Leben der Erkenntnis und der Liebe.

Aus dieser Erkenntnis und Liebe heraus, könnte ein Sehnsuchtsgebet (‚Fegfeuergebet‘) in der Kürze so lauten: „Fege weg, was deiner Liebe entgegensteht.“ Wenn das geschieht, entsteht ‚ein neuer Mensch‘. Oder wie es der Einsiedler Bruder Klaus im 15. Jahrhundert ausgedrückt hat in seinem bekannten Hingabegebet:  “Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir. Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.”

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