Zuwendung und Hingabe

Jesus ist einer, der sich allen zuwendet, sich auf alle einlässt – und dies so sehr, dass er jede Nacht, jede Dunkelheit, jede Gottferne sich zu eigen macht und sie auch wirklich erträgt und durchleidet.

Paulus beschreibt es so: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäusserte sich, wurde wie ein Sklave, und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen, er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“

Die Zeugen berichten, dass Jesus am Ende seines Lebens am Kreuz schreit und dabei Worte eines Psalms hörbar werden: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Er, der doch Gott so unendlich nah ist, der Sohn Gottes, erfährt absolute Ferne. Jesus erlebt hier eine „Gottesfinsternis“.

Er, der die Nähe Gottes wie kein anderer in seinem Leben bezeugt, erfährt am eigenen Leib in seinem Sterben die Gottverlassenheit. Als seine Jünger die Erfahrung der Auferstehung machen, wird ihnen klar, dass damit jeder Ort der Nacht, jede Dunkelheit, jede Katastrophe, jede Sünde umfasst ist von der Liebe Gottes, die eben bis ins „Nichts“ geht, um von dort aus alles zu umfassen.

Ganz anders als man denken kann, in völliger Umkehrung menschlichen Denkens, geht hier Gott in seinem Sohn den Weg in die Nacht der Gottverlorenheit, damit von dort, von diesem tiefsten Punkt her, alles umarmt und versöhnt werden kann, was trennend und abgrenzend zwischen Gott und den Menschen liegen könnte. Dazu braucht es eben nicht „guter Taten“ von Menschen, sondern eine unendliche Liebe der Hingabe Jesu Christi. Und so wird den Menschen ein Neuanfang geschenkt.

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