Wenn Gott abwesend scheint …

Gelegentlich mag es scheinen, als wäre Gott fern. Manche Menschen verwirrt der Eindruck, Gott würde mit einem Mal schweigen. Sollte das Vertrauen des Glaubens darin bestehen, auch dann ein Ja zur Liebe Gottes zu sagen, wenn in uns solch tiefes Schweigen herrscht? Der Glaube ist wie ein Schritt des Vertrauens, den man im Lauf des Lebens tausendfach tut. Weil Gott bedingungslos liebt, ist es möglich ihm bedingungslos zu vertrauen. In dieser Liebe bedeutet Schweigen stilles Dasein, aufmerksames Hinhorchen, sehnsüchtiges Warten und inniges Mitfühlen mit den Schwachheiten.

Denken wir daran: Nicht unser Glaube erschafft Gott und ebenso wenig können unsere Zweifel und Schwächen ihn ins Nichts verstossen. Auch wenn wir keinen Widerhall spüren – die geheimnisvolle Gegenwart Christi entzieht sich uns nie. Wir können den Eindruck gewinnen, er sei nicht da; davor steht aber das Staunen über seine fortwährende Nähe.

Wenn es den Sorgen gelingt, uns vom Vertrauen des Glaubens abzubringen, dann zeigt sich ein blinder Fleck Ungläubigkeit, nichts weiter. Das Verlangen nach Gott erlischt deshalb nicht. Vier Jahrhunderte nach Christus schrieb Augustinus, ein Glaubender: „Wenn dich danach verlangt Gott zu schauen, hast du bereits den Glauben.“ Und dieses Verlangen hat Gott in dich hineingelegt, genauso wie deinen Glauben. Bilde dir nichts darauf ein. Beides sind Gottes Werke in dir! Ehre sei Gott!

Er hat an alles gedacht, damit du über Wasser bleibst – und wenn du mal untergehst und zu versinken drohst, dann begegnet er dir beispielsweise in einem Walfisch und führt dich sicher ans Land zurück, damit du wieder Boden unter den Füssen hast. Und dann spricht Jesus Christus wieder zu dir: „Komm und folge mir nach!“ Auf dem Weg der unbedingten Liebe – auch im Schweigen, in der scheinbaren Abwesenheit Gottes.

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